DREHSCHEIBE DUBAI

Die Investitionslandschaft in den VAE

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Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind eine Föderation von 7 Emiraten (Bundesstaaten), wobei Abu Dhabi und Dubai die Hauptrolle bei ausländischen Direktinvestitionen spielen. Mit über 100 neuen Projekten im Wert von 8,7 Billionen USD sollen Wirtschaft und Handel in den nächsten zehn Jahren massiv wachsen.

Abu Dhabi und Dubai leisten aktuell sehr unterschiedliche Beiträge zum jeweiligen BIP, weil sich die spezifischen Sektoren, die auf ausländische Direktinvestitionen abzielen, stark unterscheiden. Die anderen fünf Emirate füllen die wirtschaftlichen Lücken dazwischen, sei es in der Fertigung, im Immobiliensektor, in der Logistik, im Gastgewerbe, im Handel oder in den Freizonen, wobei diese die Vorteile ihrer niedrigeren Geschäftskosten und ihrer günstigeren Lebenshaltungskosten strategisch nutzen. In den letzten Jahren wurden sowohl auf Bundesebene als auch auf Ebene der einzelnen Emirate verschiedene Wirtschaftsreformen durchgeführt, um den Kapitalfluss zu erleichtern und die Wirtschaft für mehr ausländische Direktinvestitionen zu öffnen. So haben die VAE kürzlich Langzeitaufenthaltsvisa (sog. „Goldene Visa“) eingeführt, die zehn Jahre lang gelten und es hochqualifizierten Ausländern ermöglichen, in den VAE zu leben, zu arbeiten oder sich zur Ruhe zu setzen. Ebenso sind Gründungen und Eintragungen von Unternehmen um einiges einfacher geworden, da viele der früheren Beschränkungen, wie z. B. die Voraussetzung, einen nationalen Sponsor oder einen Partner zu haben, aufgehoben wurden.

Darüber hinaus haben die VAE eine Reihe von weiteren Maßnahmen ergriffen, um sich als sicherer Hafen für Investitionen zu positionieren und das Vertrauen bei der Anwerbung ausländischer Investoren zu stärken. Dieses Ziel wurde auch durch ein hervorragendes Pandemie-Management, insbesondere in Dubai, unterstützt. Als die Geschäfte weltweit zusperren mussten, fanden die VAE ein Fenster, um die Wirtschaft wieder zu öffnen und gleichzeitig die Bevölkerung durch eine massive Impfkampagne zu schützen. Im Januar 2023 legte das Emirat Dubai einen sehr ambitionierten 10-Jahres Plan im Wert von 8,7 Billionen USD vor, um die Größe seiner Wirtschaft zu verdoppeln sowie Außenhandel und Investitionen massiv anzukurbeln. Nicht weniger als hundert innovative Zukunftsprojekte wurden identifiziert und bereits mehr als 300.000 Investoren an Bord geholt. In den nächsten zehn Jahren sollen dadurch jährlich über 17 Mrd. USD an ausländischen Direktinvestitionen lukriert werden – alleine 2022 brachte eine Reihe von Privatisierungen durch Erstemissionen (IPO) von fünf öffentlichen Unternehmen 2,65 Mrd. USD ein.

Der Immobilienmarkt der Vereinigten Arabischen Emirate verzeichnete trotz der weltweiten Konjunkturabschwächung ein erfolgreiches Jahr und profitierte von den durchgeführten Reformen und den geopolitischen Ereignissen, insbesondere dem Ukraine-Krieg. Gerade in Krisenzeiten konnten sich die VAE als sicherer Hafen für Investitionen und als günstiger Standort zum Leben, Arbeiten und für gute Geschäfte profilieren. Auf dem Immobilienmarkt ist derzeit eine rege Entwicklung mit neuen Wohnprojekten im oberen Luxussegment zu beobachten. Während die Preise in diesem Nischensektor recht stabil sind, werden andere Immobiliensegmente mittelfristig aufgrund eines möglichen Überangebots vor Herausforderungen stehen. Dubai rühmt sich, mehr als 140.000 Hotelschlüssel zu haben, und wenn man die derzeit laufenden Hotelprojekte betrachtet, wird diese Zahl bis 2026 auf 195.000 Hotelschlüssel anwachsen. Experten schätzen sogar, dass Dubai fünf Millionen zusätzliche Touristen pro Jahr bräuchte, um eine 60-prozentige Auslastung aller Hotels zu erreichen. Ein Lichtblick war sicherlich die erfolgreiche Weltausstellung, die kurz nach der Pandemie in Dubai stattfand und auch eine große Zahl von Investoren, Hotelbetreiber und Entwickler anlockte.

Interessanterweise verändert sich gerade die Demografie der ausländischen Direktinvestitionen in den VAE. In der Vergangenheit floss viel Geld aus den GCC-Ländern, vor allem aus Saudi-Arabien, Katar sowie auch aus Indien. Nach der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine kommen nun die meisten Investitionen, insbesondere im Immobilienbereich, aus Russland, der Ukraine und Indien und in geringerem Maße aus China, Aserbaidschan und deren Nachbarländern. Verantwortlich dafür ist die Abwertung des Euro und des Pfund Sterling gegenüber dem USD, was dazu geführt hat, dass in letzter Zeit weniger Investitionen aus EU-Ländern und dem Vereinigten Königreich getätigt wurden.

Auch wenn die VAE kurzfristig ihre hohen wirtschaftlichen Erwartungen sogar noch übertreffen können, sind Korrekturen insbesondere auf dem Immobilienmarkt wahrscheinlich, da sich die VAE mittelbis langfristig nicht von ungünstigen globalen Ereignissen abkoppeln können. So sind etwa im Zeitraum Jänner bis November 2022 die Preise auf dem Wohnungsmarkt in Dubai um 9,5 % gestiegen. Ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine steuert die Welt höchstwahrscheinlich auf eine globale Rezession zu, in der viele Länder mit steigender Arbeitslosigkeit, rückläufigen Wirtschaftszahlen, negativem BIP-Wachstum, massiver Inflation, sinkenden Einzelhandelsumsätzen, hohen Zinssätzen und schrumpfenden Einkommen konfrontiert sind. Dennoch bleiben die VAE ein Hort der Stabilität, ein einladendes Reiseziel, ein sicherer Hafen für Investoren und bieten damit ihren mehr als 150 Nationalitäten eine friedliche Koexistenz.